Die erste Woche
Meine Gedanken und Erlebnisse der ersten Woche in Auroville
Und willkommen zurück!
Die erste Woche lässt sich, denke ich, ganz gut als Eingewöhnungszeit beschreiben. Obwohl wir immer noch im Center Guest House (also wie Besucher) untergebracht sind, beginnt sich langsam eine Struktur in den Tagen zu etablieren und einige Ersteindrücke revidieren sich (teilweise).
So ist es beispielsweise mit dem Essen. Mit der Zeit gewöhnt man sich an die erst sehr groß erscheinenden Portionen und teilweise ist das Essen doch scharf, das ist allerdings etwas Glückssache. Es ist durchaus möglich, sich die scharfe Sauce aufzutischen und danach zu denken "ach, so schlimm ist es ja gar nicht", allerdings kann man auch 1-3 Chili Schoten plötzlich in seinem Mund zerschmelzen, und gleichzeitig einige Tränen das Gesicht herunterkullern fühlen.
Sport machen geht langsam etwas besser. An das Wetter gewöhnt man sich, es ist allerdings noch immer schwieriger als in Deutschland, laufen zu gehen. Ein mal bin ich 5 km mit einer Pace von 4:35/km gelaufen, das hat an einem Punkt einen 202er-Puls erfordert. Ich habe so langsam das Gefühl, dass der Puls bei gleicher Anstrengung bei heißem, schwülen Wetter höhere Zahlenwerte erklimmt als bei kühlerem Wetter. Vielleicht hat der Körper so ein bisschen an Herzschlagkapazität fürs Schwitzen "reserviert". Da bin ich mir aber nicht ganz sicher. Zudem bin ich mir nicht sicher, ob es sich langfristig gesundheitlich lohnt, an der Straße joggen zu gehen. Bedingt durch die ganzen Motorräder ist die Luft durchaus nicht ganz ideal.
Wir (die weltwärts Gruppe) haben jetzt auch schon alle Projektstellen und Unterkünfte besucht. 4 Leute haben eine eher mittelmäßige Unterkunft, bei der wir auch direkt eine Schlange auf dem Dach entdeckt haben. 2 Leute wohnen in einem ganz netten, allerdings sich leicht aufheizendem Haus mit 5G Empfang. Ich wohne dann ab Samstag in einer im allgemeinen angemessen Unterkunft in einer 2er WG, allerdings gibt es da nur bedingt Internet (wenn man Glück hat auf der Terrasse des Nachbarhauses in dem 5 Freiwillige andere von uns wohnen). Dafür gibt es in unserem Haus einen Wasserfilter (Leitungswasser soll man wohl nicht trinken), eine tolle Gemeinschaftsküche und eine kleine Terrasse. Bei der Wohnungsvergabe gab es zunächst ein paar kleinere Uneinigkeiten, aber irgendwie habe ich es scheinbar geschafft, ohne irgendwelche Ansprüche zu stellen, die von den anderen als beste angesehene Wohnung zu erhalten (die Wohnung mit Internet hätte mich mehr gefreut, tatsächlich ist die Deutsche Internetanbindung der Indischen nicht unterlegen, es gibt nur an wenigen Orten W-LAN, nur teilweise Mobilfunk (vor allem in den Gebäuden nicht), und natürlich auch fast kein Kabel Internet). Zudem liegt meine Unterkunft direkt auf einem Schulgelände, was Lärmbelästigung, aber auch ein Gerüst, was sich als Klimmzugstange eignet, mit sich bringt.
Meine Einsatzstelle machte auf mich auf unserem kurzen Besuch dort einen ziemlich guten Eindruck. Neben dem herumreisen bietet sich wohl auch die Möglichkeit im Softwareentwicklungs- oder Researchbereich zu arbeiten. Die Arbeitszeiten sind bei Sunlit-Future ganz klassisch 9-to-5, aber als Freiwilliger könnte man, so wurde es mir gesagt, wohl auch schon früher gehen. Mal sehen, wie ich das dann mache. Ein anderes Projekt besteht daraus, aus Müll Kunst zu machen. Da hab ich mich gewundert, was der Deutsche Staat so alles finanziert. Dort fängt man auch um 9 an, bastelt dann bis 12, hat dann zwei Stunden pause, und bastelt dann noch mal von 2 bis 4 (natürlich alles in einem klimatisierten Raum). Meanwhile: Ich bei wohl "up to 49 to 59 Degrees" auf dem Dach irgendeiner Fabrik in Südindien. Was ich auch spannend finde: im Süden von Indien soll man die Solarpaneele gar nicht anschrägen, im Norden wohl bis zu 45 Grad. Ich hatte gar nicht auf dem Schirm, dass die Nord-Südausdehnung so groß ist.
Ich denke, damit ist das relevanteste gesagt. Also bis irgendwann mal wieder!
Moritz