Halbjahresblogpost

Wow.

Moritz

2/23/20253 min read

Weniger als sechs Monate sind es nun nur noch, die ich in Indien leben werde. Wie die Zeit doch nur vergeht, gerade in einem so kurzem Lebensabschnitt. In 10 Tagen muss ich meinen zweiten Quartalsbericht abgeben. Dort steht, dass ich ein bisschen Angst habe, dass mein Auslandsjahr auf einmal vorbei ist und ich letztlich zu nicht genug gekommen bin. Gut, ein wenig jiu Jitsu habe ich schon gelernt. In drei Tagen werde ich schon vor 3 Monaten angefangen haben, Geige spielen zu üben. Leider kann ich es immer noch nicht. Das ist irgendwie etwas ungünstig. Letzten Sonntag war der Auroville Marathon. Ungünstigerweise habe ich mich aufgrund von Arbeit, jiu Jitsu, der geige und ein paar Ausflügen viel zu wenig vorbereitet, weshalb ich leider um 14 Minuten verloren habe. Zumindest bin ich eine Persönliche Bestleistung von 4h16min gelaufen. Bei Jakob, einem anderen Deutschen weltwärts freiwilligen, konnte ich beobachten, dass der Konsum von Cannabis Trainingsfortschritte nicht rückgängig macht. Er konnte sich durch einen Halbmarathon und einen 10km Lauf pro Woche sowie einzelne 30km Läufe stark verbessern.

Die zwei Wochen vor dem Marathon konnte ich auf einer 900 Solarpanel Installation für eine Calcium Carbonat Fabrik einige spannende Erfahrungen sammeln. Wir (die Sunlit Mitarbeiter die dort waren) lebten dort auf dem heißen, staubigen Fabrikgelände und haben alle in einem Raum auf 3mm dicken Holzmatten auf dem Boden geschlafen. Geduscht wurde mit einem Eimer. Die Arbeit begann ungefähr 8:30 und dauerte bis 19 Uhr bei 1,5h Mittagspause. Die meisten Tage musste ich im Dreck unter den Solarpanels liegen oder sitzen und diese Verkabeln oder Kabelbinder an die Kabel anbringen. Eher langweilig und anstrengend also. Abends war man dann immer ziemlich müde, vielleicht noch 1,5h die man für sich persönlich nutzen kann. Auch habe ich an einem Abend Fieber bekommen, was sich zum Glück aber bis zum Beginn des nächsten Arbeitstages durch eine Paracetamol Tablette lösen ließ. Alles nur so mittelmäßige Umstände fand ich. Sunlit musste aber nicht alle Arbeit selbst machen, die Panels und die Struktur für diese wurden nämlich durch einen subcontract an Gastarbeiter ausgelagert. Die haben ungefähr genauso viel gearbeitet wie wir, sprachen kein Wort Englisch und haben weniger als ein Viertel an Gehalt bekommen. Ich dachte, wenn man in dieser Position ist, hat man effektiv verloren, weil man wahrscheinlich keine Bildung genossen hat (in der Schule würde man ja zumindest lernen wie man auf Englisch Hallo sagt, oder seinen Namen nennt) und jeden Tag nur 1,5h abseits der Arbeit um sich selbst voranzubringen. Allerdings konnte ein anderer Sunlit freiwilliger aus Delhi auf mit ihnen Kommunizieren und fand heraus, dass die es wohl gar nicht so schlimm fänden. Sie würden fair behandelt und bekämen mehr Lohn als im Norden Indiens, sodass sie von den umgerechnet etwa 140€ ihren Familien sogar etwas nach Hause schicken können. Der Optimismus hat mich durchaus beeindruckt. Der Fabrikbesitzer dagegen ist vermutlich in einer wesentlich besseren Position, muss sich allerdings mit einer Bestechungssumme von 16.000€ herumschlagen, damit die Regierung seine legale Anlage zulässt.

Auch habe ich neulich mit zwei Österreichern einen dreitägigen Urlaub in Bangalore gemacht. Um mich dort vernünftig verständigen zu können müsste ich Kannada und Hindi sprechen, Tamil bringt einem dort schon nichts, Englisch teilweise ein bisschen was. Da sind wir schon bei 4 sprachen, obwohl ich erst in zwei von 28 Staaten war. Ansonsten merkt man die Anwesenheit des IT Sektors in der Megastadt. Die Infrastruktur ist merklich besser und das Preisniveau höher. Wir konnten dort auch zwei nette Leute besuchen, die in einer Gated community wohnen. Um hereinzukommen brauchte man ein digitales Einladungsdokument. Dann landete man in einer eingezäunten Hochhaussiedlung mit eigener Spritanlage, Arztpraxis und einem Supermarkt. Die Hochhäuser waren zwar, da architektonisch Recht simpel, etwas langweilig, verfügten aber über einen Eingangsbereich mit nochmal extra Security der eher an ein 4 Sterne Hotel erinnerte. Wie verschieden Indien doch sein kann, dabei war ich bisher nur im Süden.

Bis zum nächsten Blogbeitrag

Moritz