Über Armut die Arbeit und mehr
Der vierte Blogpost: sehr lesenswert
Vanakam (Tamil: willkommen) auf schon dem vierten Blogeintrag!
Letzten Dienstag habe ich das Versteck für den Schlüssel zur Boulderhalle gezeigt bekommen. Das heißt, ich kann jetzt immer wenn ich Lust habe nach der Arbeit oder am Wochenende quasi kostenlos bouldern gehen. Es gibt nur einen Monatsbeitrag, den man sich frei aussuchen darf. Mit 5€ zählt man da schon zu den Leuten, die etwas mehr geben. Das einzige was mich an der Klettereinrichtung zur Zeit stört ist, dass sie im selben Gebäude wie das Fitnessstudio ist und dieses unverhältnismäßige 350% mehr Platz hat. Ein Tausch der Locations wäre da durchaus angemessen.
Die Arbeit gestaltet sich derzeit als sehr entspannt. Die letzten 3 Tage habe ich denke ich auf summiert 2 Stunden gearbeitet, während ich 19h anwesend war. Dafür bin ich jetzt einige typische Sudoku Motive und Pi Nachkommastellen in meiner Allgemeinbildung weitergekommen. Die anderen Mitarbeiter haben allerdings auch nicht so viel zu tun (nicht das jemand denkt, ich würde mich vor der Arbeit drücken). Es gibt gerade nur eine Installation, die leider so weit weg ist, dass wir nicht mitkommen können und in der näheren Umgebung sind es nur kleinere Wartungsarbeiten. Während des ganzen Tee Trinkens im Pavillon von sunlit Future beobachtete ich, dass die Putz- und Kochleute sich nur dann und auch nur vielleicht an den Tisch setzen, wenn keine anderen höherrangigen Mitarbeiter da sind. Ist dies der Fall, essen sie auf dem Boden, obwohl noch viel Platz am Tisch wäre. Das ist schon etwas komisch. Ich bin mir nur noch nicht ganz sicher, wie ich fragen kann, warum das hier so gehandhabt wird, ohne den Eindruck zu machen, als wöllte ich der hier seit 2 Wochen ist direkt die ganzen Strukturen über den Haufen werfen.
Mir ist bei den bisherigen Solaranlagen käufern aufgefallen, dass diese durchaus zu den Besserverdienern innerhalb Indiens zählen. So durfte ich schon in zwei gated communitys und für ein Hotel mit Pool und großzügiger Dachterrasse arbeiten. Generell begegnet man in Auroville relativ wenig Armut. In der nächstgelegenen Stadt, Pondicherri, ist das schon etwas anders. Man wird durchaus des öfteren angebettelt oder von kleinen Mädche. Angesprochen die einen unterernährten Eindruck machen und einem irgendwelche Plastikrosen verkaufen wollen. Man könnte natürlich denken, dass es sich hierbei um eine fiese Touristenabzocke handelt. Das kann auch sein, allerdings haben auch in diesem Fall die Kinder in Indien teilweise nicht genügend zu essen. Zwei andere Freiwillige waren auch schon in einer staatlichen Schule außerhalb von Auroville um die Kinder dort zu wiegen. 14kg ist so das typische Gewicht eines 3. Klässlers hier. Ab der 6. Klasse bekommen einige Kinder auch augenprobleme. Dieser Unterernährung steht die Fettleibigkeit der Chefetage Indiens entgegen (ok, vielleicht etwas übertrieben, aber ich habe das Gefühl, dass es hier immernoch teilweise ein Statussymbol ist, genug zu essen zu haben).
Von einer anderen Freiwilligen habe ich auch mitbekommen, dass die Kinder in der Schule je nach Lehrer immernoch geschlagen werden, wenn sie eine Aufgabe nicht richtig Lösen. In Tansania haben sie uns das zumindest verheimlicht, hier bekommt man das (wenn man in der Schule arbeitet) direkt live zu sehen.
Heute war ich das erste Mal 10km joggen. Obwohl ich erste 17 Uhr losgelaufen bin hat die 0,5er Wasserflasche bei einer 5:30er Pace nur gerade so gereicht. Das schwitzen wird mit der Zeit nicht weniger. Auf dem Weg habe ich auch eine. Fluss entdeckt der von irgendeinem misteriösen mit Stacheldraht abgesperrtem Grundstück gekommen ist. Der Fluss roch etwas komisch und es türmte sich Schaum etwa 1,5 Meter hoch. Umweltschutz gibt es wohl auch bezüglich des Wassers nicht.
Nächstes Mal berichte ich dann hoffentlich von einem Erfolgreichen Radrennen für das ich mich morgen anmelden will, also bis bald mal wieder!