Urlaub und Kasten
Diesen Monat stand mal der erste Urlaub des Jahres an. Etwa acht Tage habe ich in Udagamandalam, kurz Ooty, verbracht. Einen Tag war ich auf einer längeren Wasserfall Wanderung. Dort bin ich durch einen Fluss gewartet einem Büffel begegnet und habe ein Totem im Flussbett gefunden. An einem anderen Tag stand ein Ausflug zu einem Tiger Reserve an, Tiger gab es dort leider nicht, allerdings einige Elefanten, sehr viele Rehe und Affen. Auch ist Ooty für seinen Tee und seine Schokolade bekannt, für beides gibt es Führungen durch eine Fabrik, ein wenig wie bei der Hallorenkugelfabirik in Halle. Ich konnte sogar zuckerfreie Schokolade erstehen. Etwas ungünstig war nur, dass die Rikscha Lobby (oder ein anderer Einflussfaktor) Motorradverleih in der Stadt unterbunden hat, und man sich mit den Rikscha Fahrern zufrieden geben musste, die es nicht geschafft haben, nach Google Maps einen Ort zu finden und dann natürlich extra Geld dafür wollten, den Weg nicht gefunden zu haben.
Nun einmal zu einem etwas ernsteren Thema. Dem Kastensystem. Einige Zeit hat es gedauert, dass ich darüber etwas schreibe, was vor allem damit zu tun hat, dass ich als Außenstehender der keiner Kaste angehört davon nicht viel mitbekomme. Allerdings habe ich letztens mal die interessante Meinung eines befreundeten 25 Jährigen Tamilen mitbekommen. Welcher genau, weiß ich nicht, aber er gehört keiner ganz unteren Kaste an und steht dem Kastensystem etwas zwiespältig Gegenüber. Was spricht dagegen? Ganz klar: die unteren Kasten werden von der Regierung unterstützt. Quoten in Regierungsstellen, einfache Studienzulassung und etliche finanzielle Förderungen und entfallende Gebühren beispielsweise im Bereich der Bildung. Das ist ein Fall von positiver Diskriminierung und natürlich unfair. Was spricht für das Kastensystem? In gewisser Weise ist die Einteilung in gesellschaftliche Schichten, die soziale Ausgrenzung der unteren Kasten gerechtfertigt, einfach weil die Angehörigen unterer Kasten negative Charaktereigenschaften mit sich bringen. Wie ist denn das zu erklären, frug ich. Nun ja, das hat sich Historisch entwickelt. Zunächst entstand das Kastensystem aus der Verschiedenheit der Berufe der Menschen. "Edlere" berufe sind eine höhere Kaste, "einfacherer, dreckige" eine untere Kaste. Über Generationen hinweg übten Kinder einfach die Arbeit ihrer Eltern aus, so wurde eine Vermischung eingedämmt. Aus diesen Beruflichen Differenzen sind dann angeblich Verschiedenheiten in der Mentalität der Menschen entstanden. Angehörige der unteren Kasten wären wohl nicht diszipliniert und verfügten nicht über Zielstrebigkeit. So schicken sie beispielsweise ihre Kinder nicht zur Schule und befördern so Kinderarbeit. Zwischenfrage: Vielleicht haben sie einfach nicht genug Geld und sind dazu gezwungen, dass die Kinder Zuhause mitarbeiten? Antwort: nein, da gibt es mittlerweile genug Staatliche Unterstützung. Das rechtfertigt dann scheinbar, dass die höheren Kasten beispielsweise die unteren Kasten nie zu sich nach Hause einladen würden, auf keinen Fall eine Beziehung untereinander führen würden und sich teils auch über sie lustig machen. Außerdem wird den unteren Kasten vorgeworfen, dass Kastensystem am leben halten zu wollen, um weiterhin die staatliche Unterstützung zu erhalten. Was ich spannend finde: das hat alles kein Idiot gesagt, der Typ von dem ich diesen Einblick bekommen habe hat Biotechnologie studiert und läuft den Halbmarathon in 1h 40min. Spannend das eine konservative Erziehung scheinbar in manchen Themenbereichen mehr zur Meinung beitragen kann als der Gesunde Menschenverstand.